Vom Mount Everest über Bohnen zum Frühstück in einem Kloster bis hin zu: Was tut man, wenn man komplett eingeseift ist und plötzlich kein Wasser mehr aus der Leitung kommt?
Um kurz nach 4 Uhr in der früh klingelte der Wecker – und in dem Moment bereute ich unsere Spontan-Buchung vom Vorabend für eine Himalaya-Tour mit einem kleinen Flieger. Ich konnte die ganze Nacht irgendwie überhaupt nicht schlafen und dementsprechend war meine Laune morgens….
Nach der Dusche ging es dann aber tatsächlich. Wir gingen nach unten zu den anderen der Reisegruppe, die ebenfalls mit uns fliegen würden, um vorher noch schnell einen Kaffee zu trinken. Frühstücks gabs mit den anderen um 8 Uhr. Deswegen haben wir uns vorher noch Knäckebrot aus dem Koffer reingepfiffen, um nicht mit ganz leerem Magen starten zu müssen.
10 Minuten fuhr unser Bus – dann waren wir auch schon am Flughafen. Sicherheitskontrolle, Passkontrolle und einsteigen in den Miniflieger dauerte unterm Strich vielleicht nicht mal 10 Minuten.
Die Aussicht war gigantisch und es war unglaublich, den Mount Everest plötzlich so nah zu sehen. Und auch all die anderen hohen Berge. Einfach krass, die Dinger aus dem Fernsehen „zum greifen nahe“ zu haben.
Alles aus unserer Gruppe waren danach geflasht und wir sprachen den Tag über noch öfters darüber. Ein weiteres Highlight war, dass wir ins Cockpit durften.
Nicht so schön ist, dass wir heute dann erfahren haben, dass nach uns eine Maschine mit 7 Leuten in Kathmandu abgestürzt ist und es keiner überlebt hat. Das war allerdings ein Hubschrauber und nicht wie bei uns eine kleine Maschine.
Es ging nach dem Frühstück weiter nach Pashupatinath. Das war kein Programm aus der Rundreise – aber nachdem wir gefragt hatten, war auch dies kein Problem. Pashupatinath ist eine der wichtigsten Tempelstätten des Hinduismus und für viele gehört dieser Tempel zu den wichtigsten Verehrungsstätten Shivas. Tausende von Hindus reisen von weither an. Außerdem ist diese Tempelstätte seit 1979 ein Weltkulturerbe der UNESCO.
Die Stätte liegt am Bagmati-Fluss, der in den Ganges endet. Den Ganges haben wir letztes Jahr in Indien schon gesehen.
Bei dieser Tempelanlage handelt es sich um eine riesige Anlage. So etwas habe ich noch nie gesehen.
Es gibt einen Teil, der nur für Hindus zugänglich ist und der für Touris tabu ist – aber das ist völlig in Ordnung. Den Rest konnten wir uns komplett anschauen.
Was mich ein bisschen nachdenklich gestimmt hat an diesem vormittag ist der zweite Bereich dieser riesigen Tempelanlage.
Direkt am Ufer liegt ein Tempel mit einer Verbrennungsstätte.
Hier war es wie in Indien… All das, was bei uns irgendwo „hinter Mauern“ stattfindet oder was versucht wird, schamhaft zu verstecken, ist hier für jedermann sichtbar. Wir standen am Ufer und sahen eine tote Frau direkt am Ufer liegen mit den Füßen im Wasser. Das Wasser des Flusses umspülte ihre Füße. Warum dies so ist, erklärte uns dann unser Reiseleiter: Die Füße der Toten werden vor deren Verbrennung mit dem „heiligen Wasser“ gewaschen. Anschließend wird die Leiche von oben mit feuchtem Stroh bedeckt und ein Scheiterhaufen wird errichtet. Der Sohn der Familie umschreitet die Leiche im Uhrzeigersinn 5 Mal. Fünf mal deswegen, weil dies die im Hinduismus fünf Elemente sind: Erde, Wasser, Feuer, Wind und Akasha (Äther). Anschließend zündet er oder ein Priester einen Strohbüschel in der Nähe des Kopfes an. Die gesamte Familie und Freunde bleiben während der gesamten Verbrennung in der Nähe des Toten. Ca. 4 Stunden dauert die Verbrennung. Die Asche und auch die verbrannten Scheite werden in den Fluss geschoben – der in den Ganges mündet.
Insgesamt finden pro Tag ca. 50 Verbrennungen statt. 2 Stunden nachdem jemand gestorben ist, wird er schon verbrannt – das gilt rund um die Uhr. Der Tod muss hier auch nicht durch einen Arzt festgestellt werden. Wenn einer verstorben ist – ist er verstorben – da gibts hier keine Diskussion und keine Untersuchungen oder ausfüllen einer Sterbeurkunde. Da werden Familie und Freunde zusammengetrommelt und der Rest passiert dann wie oben beschrieben.
Danach ging es für uns weiter zu einem Hotel in dem wir gestern eigentlich übernachten wollten. Unser Reiseleiter machte aber den Vorschlag, dass wir in dem Hotel nur eine Suppe zu Mittag essen und dann weiter zum Kloster fahren, an dem wir am Folgetag die Übernachtung gehabt hätten. Quasi einfach die beiden Tage tauschen, damit wir im Kloster eine Zeremonie miterleben können, die nur samstags stattfindet.
Wir willigten alle direkt ein, weil wir uns so etwas nicht entgehen lassen wollten. Das bedeutete aber für uns: Nach der Suppe wurden die Koffer aus dem Bus gezogen und direkt vor dem Hotel auseinandergepflückt. Zum Kloster sollten wir jeder nur eine kleine Tasche mitnehmen, weil wir dort auch gar nicht mit unserem Bus (und den schweren Koffern) hinkommen würden. Also ging das große Umgepacke los 😉 Als jeder dann seinen Rucksack hatte, kam auch schon ein kleiner klappriger Bus um die Ecke gedüst. Wir alle rein und los gings.
Das Ganze wurde zu einer Erlebnisfahrt. Der kleine Bus schaukelte über steinige und staubige Straßen. Mit jedem Schlagloch verlor man kurz den Bus unter seinem Hintern und weiter gings. Wir waren soooooo froh, als wir endlich angekommen waren.
In diesem Kloster leben ca. 250 Mönche – davon 70 junge Mönche, die dort eine kostenlose Schulbildung erhalten. Später dürfen sie dann entscheiden, ob sie Mönch werden wollen oder in die weite Welt abhauen.
Zwei Mal beten die Mönche in der Tempelhalle des Klosters und wir durften an einer Gebetszeremonie teilnehmen. Zuerst hieß es: Schuhe ausziehen und leise sein. Wir haben uns in den Hintergrund gesetzt und warteten gespannt.
Es erklang eine große Trommel, dazwischen kleinere Hörner (die mich etwas an zu kurz geratene Alphörner erinnerten) und es wurden heilige Schriften gesungen.
Dass unter den Mönchen auch kleine Mönche waren, war nicht zu übersehen. Einer von den kurzen nickte die ganze Zeit immer wieder ein. Sein Sitznachbar kniff ihm daraufhin immer in die Seite worauf der kurze halt zurückkniff.
Abends gabs dann Abendessen im großen Speisesaal mit den Mönchen. Das Abendessen begann wieder mit rituellen Gebeten. Anschließend liefen die Mönche durch die Reihen: Einmal mit einem Stapel Blechteller, der nächste mit Löffeln usw. Man musste schnell genug sein und nach den Sachen greifen, wenn der Mönch vorbeikam – sonst gabs nicht 😉 Es gab so etwas wie einen Gemüseeintopf und ein Stück Brot. Schmeckte gut.
Abends saßen wir alle noch nett bei einem Getränk zusammen. Der Himmel war superklar, sodass ich sagte, dass ich nachher noch nach oben möchte um zu versuchen, die Sterne zu knipsen. Da es mehrere Fotobegeisterte in der Gruppe gibt, waren wir hinterher zu viert oder fünft dort oben und machten unsere Fotos – und verabredeten uns direkt für 5,40 Uhr am nächsten morgen, um dann auch den Sonnenaufgang zu fotografieren. Was tut man nicht alles für ein paar schöne Bilder 😀
Gesagt, getan. Der Wecker ging um 5 bei mir, weil ich vorher noch eben duschen wollte.
Was das Duschen anbetrifft sollte man wissen: Ein Gemeinschaftsbad für mehrere Zimmer. In dem Bad stand auf dem Boden eine große Schale mit einem Schöpfkrug. Okayyyy – dachte ich. Drückte zum testen die Klospülung und durfte feststellen, dass diese funktionierte. Was wir zu dem Zeitpunkt aber nicht wussten: Auf jdem Dach befand sich nur ein kleiner Wassertank.
Ich marschierte also los und nahm noch eine Wasserflasche für Zähneputzen mit. Nachdem ich komplett eingeseift unter der Dusche stand kam plötzlich nur noch wenig Wasser aus der Leitung und das war kochend heiß. Joar und nun? Ich drehte den Hahn am Waschbecken auf – gar nichts kam da raus. Und da stand ich – komplettes Shampoo in meinen Haaren usw. Mein Blick fiel auf meine Wasserflasche, die ich eigentlich fürs Zähneputzen mitgenommen hatte und kurzerhand versuchte ich damit, irgendwie den Schaum aus meinen Haaren zu bekommen.
Föhn gabs nicht – also eben durchkämmen, Zähneputzen und ab hoch auf den Tempel. Stativ und Kamera natürlich dabei 😉 Die anderen waren schon da. Am Vorabend malten wir uns aus, wie geil der Sonnenaufgang aussehen würde über dem Mount Everest…. Und was war? Wolken. Wolken. Wolken. Und Nebel. Ein schwacher roter Streifen am Himmel – das war alles 😀 Aaaaber wir haben uns nett unterhalten und sind dann irgendwann runter zum Frühstück. Es ging wieder in den großen Saal vom Vorabend – kleine Holztischchen und Kniebänke zum raufsetzen davor. Der Raum füllte sich nach und nach mit Mönchen. Gesänge ertönten durch den Raum.
Zum Frühstück gabs Bohneneintopf und wieder ein Stück warmes Brot. Gewöhnungsbedürftig- aber es war ein tolles Erlebnis!