Wer entscheidet Schicksale?
Wie war mein Tag heute? Der Wecker klingelte um 6. Dann hieß es nacheinander eben ins Bad hüpfen zum Zähne putzen. Viel mehr ist nicht drin, wenn 6 Leute dies tun wollen. Geduscht wird am Vorabend, da im Zimmer auch welche sind, die nachts arbeiten und dann schlafen wollen. Frühstück, dann eine kurze Einweisung und dann ging es auch schon in die Jeeps. Warum sinds Jeeps und keine Autos? Tja….die lieben Strassen….die Frau am Steuer nannte sie liebevoll „Bumping-Street“. Traffic ohne Ende…Chaos, voll, laut, staubig und das alles auf einer Mega Holperpiste. Die Zahnklinik liegt außerhalb und wurde eigens von Mercy Ships errichtet. Es gibt pro Stuhl immer ein Dental-Team und ein einheimisches Team, die sich das gerade alles noch anschauen. Mercy Ships möchte nämlich, wenn sie nächstes Jahr im Senegal Ankern, dass die Zahnklinik weiter bestehen bleibt. Deswegen werden eigene Leute geschult und angelernt.
Ich habe heute mit einem Zahnarzt aus Kanada zusammengearbeitet. Neue Umgebung, neue Leute, andere Instrumente, andere Arbeitsweise und dann alles noch in Englisch. Und zwar ein „Unterm-Mundschutz-genuschelt-Englisch“. Anfangs echt schwierig. Aber für beide Seiten- und auch an den anderen Stühlen wurde viel mit Händen und Füßen geredet. Tatsächlich ist das gesamte Dentalteam aus ganz verschiedenen Ländern. Das macht es aber irgendwie auch spannend.
Und dann das eigentliche: Die Patienten werden jeden Montag und Donnerstsg gescannt- bedeutet dass sie zu Hunderten anstehen..und warten. Darauf warten, dass sie ein Armband mit einem Datum bekommen und nicht aussortiert werden. Wonach genau da gegangen wird, weiß ich noch nicht. Ich werde aber mal fragen, ob ich nächste Woche Dabeisein darf. Die Leute stehen stundenlang in der prallen Sonne…dann kommt der Jeep mit unserem Dentalteam dort an und die Leute lachen und klatschen. Und irgendwie…irgendwie fühlt sich das falsch an. Man fühlt sich unwohl. Klar- ihnen zu helfen ist ein schönes Gefühl. Und wenn sie Dir nach einer Reihenextraktion (keine Ahnung..10-15 Zähne auf einmal ziehen) die Hand schütteln und auf die Schulter klopfen…puh. Im Kopf vergleicht man das die ganze Zeit mit daheim, wo oft nicht mal ein Danke kommt.
Wir haben heute übrigens 78 Zähne gezogen. Also „mein“ Zahnarzt und ich. Die anderen Teams sicher auch. Gearbeitet haben wir aber nur 4 Stunden heute, weil vorher noch diese Kennlernmeerings usw. waren. Übrigens: Der Strom war andauernd weg. Deswegen arbeiten wir gar nicht mit OP-Lampwn sondern lediglich mit kleinen Taschenlampen auf der Stirn. Wenn Strom weg, dann funktioniert auch kein Sauger. Und kein Bohrer. Es wird trotzdem weitergemacht. Draußen warten die Leute.
Ich bin gespannt, was der Tag morgen bringen wird. Danke für den heutigen Tag und gute Nacht! 🙂